Friedel 54

Am 29.06.2017 wurde der Kiezladen Friedel 54 in Berlin geräumt.
Wieder einmal mussten wir miterleben, wie von staatlicher Seite ein Stück gesellschaftlichen Freiraumes mit brutalsten Mitteln und – selbst unter „rechtsstaatlichen“ Gesichtspunkten – fernab jeglicher Verhältnismäßigkeit zurück in die kapitalistische Verwertungskette geprügelt wurde. All das, für eine dubiose Briefkastenfirma und auf Kosten der Gesundheit vieler Aktivist*innen, die dies nicht widerspruchslos zulassen wollten. Hier zeigt sich wieder, dass in diesem Land das vermeintliche Recht auf Eigentum über allem anderen steht – sogar vor dem Recht auf körperliche Unversehrtheit.
Auch dass die Härte dieses Einsatzes über angebliche Angriffe auf Polizist*innen, die so nie stattgefunden haben und deren Meldung von vielen Medien ungeprüft übernommen worden sind, gerechtfertigt wird, ist nichts Neues. In diesem Fall war es das angebliche unter-Strom-setzen eines Türknaufes, was sich im Nachhinein als ein in der Tür eingeklemmtes Kabel – ohne einer Spannungsquelle – entpuppte. Woher diese, von der Polizei angeblich detektierte, elektrische Spannung stammen sollte bleibt unklar. Eine Richtigstellung der Medien, die die ursprüngliche Meldung unhinterfragt übernommen haben, steht weiterhin aus.
Insgesamt ist der öffentliche Umgang mit Verfehlungen und Verlautbarungen von Polizist*innen kritikwürdig. Während sich öffentlich über ausschweifende Feierorgien von Staatsbediensteten echauffiert wird, werden Twitternachrichten von Polizeiaccounts ungeprüft und Pressemitteilungen eins-zu-eins übernommen. Gewaltexzesse wie in Nürnberg oder aktuell in Berlin (übrigens von den gleichen Feier-Hundertschaften ausgeübt) sind höchstens eine Randnotiz wert oder werden gar nicht erst thematisiert. Einzelne Ausschweifungen, die niemandem direkt geschadet haben lenken so von einer krassen Problematik ab, die systemisch bedingt ist und immer wieder Opfer und Verletzte fordert.
Wir lassen uns nicht kriminalisieren! Wir lassen uns von eurer Repression nicht einschüchtern! Wir lassen uns unsere Freiräume nicht einfach so nehmen! Nehmt ihr uns unsere Häuser, nehmen wir euch eure Villen!

Solidarität mit allen von Repression und Polizeigewalt Betroffenen! Solidarität mit Friedel 54!

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