Redebeitrag der Gruppe CoA am 27.01.2017 im Rahmen der Holocaustgedenkveranstaltung am Bahnhof Neustadt in Dresden

„Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglicher anderen voran, dass ich weder glaube sie begründen zu müssen noch zu sollen.“ (Adorno)

„Heute jährt sich zum 72. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Dieses Arbeitslager gilt als Synonym für die massenhafte Vernichtung vieler Menschen. Seit 2005 wird an diesem Tag zudem weltweit den Opfern des Holocausts gedacht.

Mittlerweile haben wir kaum noch die Möglichkeit mit Überlebenden der Shoa zu sprechen, welche uns ihre Schicksale hätten weitertragen können. Gerade der jüngeren Generation, die sich weder mit der Rolle ihrer Eltern oder Großeltern in der NS-Zeit noch dem Faschismus selbst auseinandersetzen mussten, fehlt eine intensive Wahrnehmung zu eben jenen Verbrechen und Schicksalen, welche nie in Vergessenheit geraten dürfen. Gerade wir, denen eben oft diese Bindung fehlt, müssen umso mehr gegen ein Vergessen und Verdrängen ankämpfen.
In Zeiten, in denen Rassismus und Antisemitismus wieder einmal in die Mitte der Gesellschaft vordringen, muss unser Gedenken und unser Erinnern umso deutlicher werden. Wir dürfen nicht wegschauen und am Ende wieder von nichts gewusst haben. Unsere Verantwortung, nicht zu Vergessen wird gerade jetzt und gerade hier umso wichtiger.

Dies zeigt unter anderem „Bernd“ Höckes Rede in Dresden vor 10 Tagen. Es verdeutlicht, wie sehr ein Teil unserer Gesellschaft auf dem Weg ist, in alte Denkmuster zurück zu fallen. Eine Partei, die bereits in fast allen Landesparlameten vertreten ist, wettert erneut gegen eine religiöse Minderheit in Deutschland und verhöhnt durch einen immer wieder an die Oberfläche kommenden Antisemitismus die Opfer der Shoa. Immer wieder werden Begriffe, die eng mit eben jenen deutschen Verbrechen verbunden sind, in Stammtisch- und Bierzeltreden an die Öffentlichkeit gebracht und es wird versucht sie wieder „positiv zu besetzen“. Immer wieder führt deren verbaler Radikalismus zu brennenden Häusern oder auch Gewalttaten gegen Menschen, welche nach deren Weltbild nicht deutsch genug aussehen. Immer wieder geht die Saat dieser widerlichen Hetze von Höcke und seinen „aufrechten Kamerad*innen“ auf: „Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt hat pflanzen lassen.“, hetzte Höcke auf seiner Rede. Das beängstigende dabei ist, dass diese Rede tatsächlich stehende Ovationen erlangte…Viel schlimmer noch: diese Partei hat bei der Bundestagswahl 2017 mehr als nur gute Chancen auf ein zweistelliges Wahlergebnis. Dies ist erschreckend, besonders wenn man die Aufstiegsgeschichte Hitlers rückverfolgt. Was während der Zeit des Nationalsozialismus passiert ist, ist und soll einmalig bleiben. Doch die Zeichen dafür stehen schlecht.

Wiederholt wird dieser Tag, welcher im Zeichen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus steht, von Populist*innen und Rechtsgesinnten dafür missbraucht, um den gefallenen Nazisoldat*innen zu gedenken. Der Opferkult wird von Neonazis gefröhnt und drängt dadurch das Gedenken an die eigentlichen Opfer, und zwar die Opfer des Holocausts, sukszessive in den Hintergrund. Diesen Kult beobachten wir in Dresden leider schon seit einigen Jahren. Jährlich um den 13. Februar ziehen Faschist*innen durch die Straßen und erinnern an den sogenannten Bomben- Holocaust und deren Opfer. Der Opfermythos in Dresden, ehemaligen Residenz- und Kulturhauptstadt, ist weit verbreitet. Was kann denn Dresden, ja ausgerechnet Dresden, für den Krieg? Viel! Auch hier wurden Menschen missachtet, vertrieben und ermordet. Auch hier vertraten (und vertreten) Menschen eine verachtende Weltanschauung und wählten einen rassistischen Idioten. Die Frage ist also: Warum nicht Dresden? Es führte endlich zu einen viel zu späten Ende des Krieges. Ein Holocaust- Überlebender erinnert sich: „Wir weinten vor Freude, als wir den roten Schein am Himmel sahen. Dresden brennt, die Alliierten sind nicht mehr weit!“

Wir sind heute hier, um den Opfern des Holocaust zu Gedenken. Doch der Februar naht. Werdet aktiv und bringt euch ein.

Kein Vergeben, kein Vergessen“

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